Das Leben als Stockbiene

Die ersten drei Wochen ihres Lebens verrichtet eine Biene Arbeiten im Stock. Die Jungbienen beginnen ihr Arbeiterinnen-Leben als Putzbiene. Sie säubern die Brutzellen um diese für die neue Brut vorzubereiten, denn Königinnen legen ihre Eier nur in absolut saubere Waben. Nach drei Tagen im Putzdienst, beginnt ihr neuer Job als Ammenbiene. Nun ist ihre neue Aufgabe, bis zu 40.000 Maden mit Futtersaft zu füttern. Aber auch die Königin wird von den Ammenbienen mit Gelée royale gefüttert. Von der Königin erhalten die Ammen Pheromone, die sie unter den anderen Bienen des Volkes verteilen.

Zwischen dem 12. und dem 20. Tag ihres Lebens sind die Arbeiterinnen als Honigmacherinnen tätig. Ihre Aufgabe ist es nun, den Sammelbienen den gebrachten Honig abzunehmen und unter dem Volk zu verteilen oder einzulagern. Die gesammelten Pollenkörbchen werden den Sammlerinnen von den Hinterbeinen abgenommen und entweder an Ammenbienen und Larven verfüttert, oder als Pollenbrot eingelagert.

Bei einigen Stockbienen sind ab dem 11. Tag auch die Wachsdrüsen aktiv. Diese Bienen arbeiten dann als Baubienen, denn sie können Wachsplättchen produzieren, die sie dann zu neuen Waben verbauen oder zum Ausbau von Waben nutzen. Auch wenn jede einzelne Biene für sich arbeitet, so ist doch eine Arbeit in einer Gruppe nötig, um die Temperatur auf 30°C bis 40°C im Bau-Areal zu heben. Nur so wird das Wachs geschmeidig und kann gut verbaut werden. Manche von ihnen klammern sich auch am Flugloch fest und fächern die Luft aus dem Stock um so die Temperatur zu regulieren.

Zwischen dem 18. und 21. Tag hat die Produktion von Gift und Alarmpheromonen zugenommen. Nun übernehmen die Stockbienen öfter die Tätigkeit als Wächterin am Flugloch. Wächterinnen kontrollieren ankommende Sammelbienen auf den Geruch des eigenen Volkes. Aber auch Bienen eines anderen Stammes können sich Einlass erbetteln, wenn sie sich zum Beispiel verflogen haben, oder wenn sie von einem aufgelösten Volk stammen. Dazu nehmen sie eine zögerliche und demütige Haltung ein und bieten mitgebrachtes Futter an. Räuberische Bienen oder auch andere Eindringlinge werden abgewehrt und notfalls mit dem Giftstachel angegriffen. Stehen die Wächterbienen einer Übermacht gegenüber, beispielsweise einer Maus, dann werden Alarmpheromone freigesetzt, die Verstärkung rufen.

Flugbienen: Sammlerinnen und Kundschafterinnen

Den letzten Lebensabschnitt, ab dem 20. Tag, verbringt eine Biene überwiegend als Flugbiene. Die Sammelbienen tragen alles herbei, was das Bienenvolk benötigt: Pollen, Nektar, Honigtau, Wasser und auch Baumharze. Spurbienen kundschaften die Landschaft nach einzuholender Tracht aus. Die Bienentracht umfasst alle Nahrung (Nektar, Pollen und Honigtau), die in den heimischen Bienenstock eingetragen wurde. Finden die Spurbienen viele Blüten mit süssem Nektar, werden Stockbienen Nektarproben überreicht, die diese vorkosten. Befinden diese Vorkosterbienen den Nektar für gut, informieren die Kundschafterinnen die Sammlerinnen im Stock mittels eines Tanzes (Rundtanz oder Schwänzeltanz) über Ergiebigkeit und Qualität der Nahrungsquelle, sowie über deren Lage (nur beim Schwänzeltanz). Nun schwärmen die Sammelbienen aus um die Tracht einzuholen. Einzeln stehende Blühpflanzen werden von Honigbienen nur selten angeflogen.

Flugbienen haben ein gefährlicheres Leben, als Stockbienen. Daher ist dies die letzte Aufgabe der ältesten Bienen eines Volkes. Ihr Alter sieht man den Sammlerinnen und Spurbienen auch an, denn ihr einst so üppiges Pelzgewand ist an vielen Stellen verschwunden, ihr Hinterleib ist oft vollständig blank und ihre Flügel sind an den Spitzen oft eingerissen. Die meisten Flugbienen sterben unterwegs und nicht im Stock selbst. Sie hatten ein arbeitsreiches Leben hinter sich.